Ein beeindruckendes Benefizkonzert

Gerhard Schöne trat in Coswig auf

Und miterlebt hat es Andreas Graff

Das erste Benefizkonzert  der Initiative „Coswig ein Ort der Vielfalt“ übertraf alle meine Erwartungen. Schon mit dem Betreten der Peter- Pauls-Kirche gab es eine herzliche Begegnung mit den Organisatoren. Wir Meißner  erlebten eine besonders angenehme Atmosphäre. Ein Gefühl, als wären wir eine große Familie, als wären wir nicht das erste Mal zusammen und freuten uns gemeinsam auf das Konzert mit Gerhard Schöne.

Mit den Grußworten von Pfarrer Gutsche und dem Schirmherren, Oberbürgermeister Neupold, wurde uns aus den Herzen gesprochen, die Asylsuchenden als Menschen zu begleiten und Ihnen einen fairen vernünftigen Umgang sowie Begleitung zu sichern. Diese Aussagen fanden  in den  Liedern des seit Jahrzehnten bekannten Liedermachers und Sängers Gerhard Schöne ihren Ausdruck. Geht es doch um die Vielfalt der Menschen unserer Welt. Seine Lieder, die sich mit den Kindern und ihrem Recht auf Frieden, Geborgenheit und menschliche Wärme beschäftigen, trafen unsere Seele und zeigten unsere Verantwortung für ein gemeinsames Dasein. Beeindruckend, wie er den Kindermund im Erfassen seiner Umwelt aufnahm und uns in eingehenden, verständlichen Texten berührte. Gefühlen der Traurigkeit, des Mitgefühls und Mitverantwortung für Kind, Mutti und Vati und Großeltern - egal wo in dieser Welt - wurden nachdrücklich deutlich. Dennoch dominierte die Freude am Leben in seinen so schönen Kinderliedern.

Ein Benefizkonzert, welches trotz aller Schwierigkeiten menschliche Werte in einer besonderen Wärme betonte, Solidarität und Nächstenliebe hervorhob.

Herzlichen Dank, Gerhard Schöne, für Deine Kinderliederkunst!

Andreas Graff
Stadt- und Kreisrat, Mitglied in Buntes Meißen

BICE im Stadtrat vertreten - via rot-rot-grün

Aktuelles aus Kötitz

Ein Dreivierteljahr nach der Kommunalwahl haben sich Stadträte und sachkundige Einwohner der Fraktion nicht nur erfolgreich "zusammengerauft" sondern auch zahlreiche "Querverbindungen" gefunden, durch die eine gute Vernetzung lebt.
In der heutigen Fraktionssitzung wurde erwartungsgemäss die morgige Stadtratssitzung vorbereitet - darüber hinaus wurden aber auch einige Coswig-Probleme besprochen, die (noch?) nicht auf der Tagesordnung des Stadtrats stehen.
So lenkt gegenwärtig die Bürgerinitiative "Coswig-Elbaue" (BICE), weit über lokale Anliegerinteressen hinaus kommunalpolitisch interessiert und aktiv, unsere Aufmerksamkeit auf  gegenwärtiges und künftiges Verkehrsgeschehen im Bereich der Grenzstrasse sowie die Zukunft der S-84

Hierzu lädt die BICE auch zu einer

Informationsveranstaltung am kommenden Donnerstag 

Foto: BICE
nach Kötitz ein. Der ausführliche Flyer mit allen Informationen dazu kann hier herunter geladen werden.

Themen

  • Brücke Niederwartha - S 84 Wie geht's weiter?
  • Sperrung der Meißner Straße in ZitzschewigWo fließt der Verkehr mit mehreren zehntausend Fahrzeugen am Tag dann durch Coswig?

Ort

Casa Bohemica, KötitzerStraße 30a in Coswig

Termin

Donnerstag,
4. Februar 2016,
19:00 Uhr

Unsere Ziele:

  • Dauerhafte Verkehrsberuhigung in unseren Wohngebieten
  • Sofortiger Weiterbau der S84(neu) ab der NaundorferStr
Mehr darüber unter:
http://www.bi-coswig-elbaue.de

Nur eine Tafel an der Turnhalle

“Die Straße nach Auschwitz war mit Gleichgültigkeit gepflastert.“

Bemerkungen zu einer Gedenk-Tafel auf dem Schulhof

von Reinhard Heinrich

So formuliert es der britische Historiker Ian Kershaw, ein bedeutender Experte für deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts. Neben seinem Standardwerk über Hitlers Aufstieg und Herrschaftssystem kennen wir, in gleicher Qualität, wenn überhaupt, nur noch Sebastian Haffners “Anmerkungen zu Hitler “.

Was wir aus beiden Werken lernen können ist: Vor keinem Hitler brauchen wir uns zu fürchten. Wohl aber vor der Gleichgültigkeit, die den Verhältnissen entspringt, unter denen einer wie Hitler Gefolgsleute zu gewinnen vermag.

Denn nicht nur die Verprügelten in dieser Turnhalle waren Coswiger - auch die gleichgültig Prügelnden waren von hier.


Die SA-Leute hatten einen Führer gefunden, der ihnen einen Ausweg zeigte aus der Tatenlosigkeit nach Deutschlands Niederlagen im Weltkrieg und danach. Wohin dieser Weg später führte, war ihnen egal. Es konnte nur besser werden, denn die Lage war bedrückend in dieser traurigen Republik.

Und die Geprügelten?

Sie waren deutlich weniger als die SA-Leute. So ist das nun einmal, wenn man sich Gedanken macht. “Denken ist schwer, darum urteilen die Meisten." - warnt der Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung. Die Denkenden kannten keinen anderen Weg, als den dumpfen Massen zu widerstehen, die in Braunhemden gewaltsam Erlösung suchten. Ironie des Schicksals: “Die Masse ist dumpf.” - ein Hitler-Wort.

Und auf Dumpfheit und auf Dummheit ist Verlass.

Das erleben wir heute manchmal aus Werbeprospekten wie aus politischen Verlautbarungen.

Die Klugheit, so definiert es die Soziologin und Schriftstellerin Esther Vilar, als Tochter deutscher Juden 1935 in Buenos Aires geboren - und darum am Leben geblieben - die menschliche Klugheit kann heute nicht mehr in Fähigkeiten bestehen, die Maschinen besser ausüben als wir.

Als da sind ein zuverlässiges Gedächtnis (für Jahreszahlen in Geschichte), fehlerfreie logische Operationen (wie Rechnen) oder die fehlerfreie Wiedergabe von Texten (Die Glocke von Schiller) - wofür unsere Großeltern noch glänzende Schulnoten erhielten.

Was wir Menschen den Maschinen noch voraus haben (können), sind Phantasie und Einfühlungsvermögen.


Die hier in dieser Turnhalle Geprügelten hatten Phantasie. Sie konnten sich vorstellen, wohin das führt. Die Prügelnden folgten phantasielos primitiven Aufrufen - und später Befehlen.

Die hier Geprügelten hatten auch Einfühlungsvermögen. Sie fühlten mit denen, die im Laufe des 12 -jährigen Reiches unter jene Räder kommen mussten, an denen die Dumpfen und Dummen so hemmungslos drehten. Folgerichtig waren die Geprügelten zumeist mit unter denen, die unter eben diese Räder kamen.

Einer von ihnen, ein Musiker vom Lachenweg, war auch nach dieser dunklen Zeit noch imstande, die Trompete zu blasen. 


Sein “Il silencio” habe ich sonntags als Kind noch gehört. Er dürfte ein Einzelfall gewesen sein. Wenn - nach 1933 - Nachbarn die Fenster öffneten, um mit ihrem Volksempfänger die Siedlung mit Goebbels- und Hitlerreden und zackiger Marschmusik zu beschallen, spielte er laut auf seinem Instrument. Man erzählt, die “Internationale“ sei herauszuhören gewesen.

Und wenn man auch - als Kind, und auf dieser Straße - zum Glück ungestraft, dem NS-Blockwart Hoheisel auf sein “Heil Hitler” einmal, nur ein mal, ein “Rot Front” entgegen schmettern konnte - den jungen Erwachsenen Heinz Dreißig mit der Trompete holte die SA zum Verprügeln in diese Turnhalle.

Sie nannten sich nicht Bürgerwehr - oder Heimatschutz, sondern SA - Sturm-Abteilung. 


Aber es waren die passenden Leute drin. Die den einfachen Antworten auf schwierige Fragen dankbar lauschten.

Wir haben heute andere Verhältnisse. Eine Karrasstrasse kriegen die Coswiger voll - mit Lichtern und leisem, aber eindringlichem “Dona nobis pacem “ - Gesang. Und das macht Mut. Und der verprügelte Musiker vom Lachenweg wäre stolz auf uns. Und das sind wir ihm auch schuldig.

Sein Name war Heinz Dreißig.

Prof. Siegfried Grunert, auch vom Lachenweg in Coswig, ein Nachbarskind des Musikers von damals, kann mehr davon erzählen.

Dass diese Gewalttat in einer Schul-Turnhalle stattfand, war schlimm. Dass aber die Gedenktafel dazu auf einem Schulhof hängt, lässt mich hoffen.

"Der Weg nach Auschwitz war mit Gleichgültigleit gepflastert"

„The path to Auschwitz was paved with indifference“ (deutsch: „der Weg nach Auschwitz war mit Gleichgültigkeit gepflastert“). 

Unsere Stadtbibliothek verfügt  (zur Ausleihe!) über eine DVD mit dem Film Borat – Kulturelle Lernung von Amerika, um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen (meist einfach Borat) des britischen Komikers und Schauspielers Baron Cohen.

Das klingt lustig. Ist es auch .

Aber Cohen will mehr als nur Spaß.
Seine kritische Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus wurde bereits während seines Studiums in Cambridge geformt. Besonders eine Aussage des Historikers Ian Kershaw habe ihn beeinflusst, nämlich: „The path to Auschwitz was paved with indifference“ (deutsch: „der Weg nach Auschwitz war mit Gleichgültigkeit gepflastert“). Eine solche Art Gleichgültigkeit sei es, so Baron Cohen, die Borat entlarve.

Am Mittwoch, dem  27.01.16 findet um 16:30 Uhr in der Grünanlage neben der Buchhandlung Tharandt

am Gedenkstein das alljährliche Gedenken an die Opfer des Faschismus statt. Es wäre schon gut, wenn einige Zeit dafür aufbringen könnten und daran teilnehmen.
2016: Es dürfen alle kommen
2014: Stadtrat Dr. Franz sprach
zum 27. Januar

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