Kommunale Beiträge von Mitgliedern der Partei DIE LINKE in Coswig und Weinböhla - und ihrer Freunde und Partner - 2015 bis 2019 auch der Fraktion rot-rot-grün Coswig, ab 2019 auch der "Fraktion Bündnis für ein nachhaltiges Coswig
im Coswiger Stadtrat".
Seit 2005 online ohne Zutun irgendwelcher Kreisvorstände, jedoch fest auf dem Boden des Grundgesetzes (Art. 5).
Mit Livemusik, Kindertanz, Hüpfburg, Zuckerwatte, Kaffee, Kuchen, Fischsemmeln und frisch gezapften Getränken in den Mai!
Wie auch im Vorjahr gibt sich die Fraktion "Bündnis für ein nachhaltiges Coswig (BnC)" die Ehre, ganz Coswig wieder auf dem Wettinplatz zu begrüßen, zu bewirten und zu unterhalten.
Zeit für Gespräche mit Stadt- und Kreispolitikern von DIE LINKE, über SPD, Coswiger Bürgeliste und Grüne bis zur DSU.
Wann? Am 1. Mai 2023 von 14 Uhr bis gegen 18 Uhr
Wo? Auf dem Wettinplatz (... ist was los mein Schatz ...)
Livemusik: Die Grenzgänger - internationale Band aus Sebnitz (D) und Dolni Poustevna (CZ)
Tanzpräsentation: 2 Gruppen von ARRIBA Coswig (ab ca. 15:30)
Kommt und seht, hört und sprecht, esst und trinkt! Tische und Bänke stehen bereit. Schönes Wetter ist mitzubringen!
[Text & Fotos: R. Heinrich - Abdruck und sonstiger Wiedergabe frei mit Quellenangabe]
Nachdem der Kreisvorstand so klar und öffentlich zu diesem Blog Stellung genommen hat, kann er nunmehr, ergänzt um ein paar Hinweise, wieder an die Öffentlichkeit gehen.
Und da die Seite des Kreisvorstands sonst eher nicht ganz soviel
Aufmerksamkeit hat, verbreiten wir hier gern die historisch
bedeutsame Stellungnahme - natürlich auch als Link.
Es ist aufschlussreich, dass ein Kreisvorstand sich so offensiv und vor Allem zeitnah zu den politisch brennendsten Fragen unserer Zeit
zu Wort meldet. Damit zeigt er, wie bravourös DIE LINKE im Kreis Meißen
sich den Forderungen des Tages stellt. Nichts kann wichtiger sein in
Zeiten von Corona, als die Einhaltung von innerparteilichen Richtlinien,
Geschäftsordnungen etc.
In der liebevoll gepflegten linken
Tradition der öffentlichen Skandalisierung parteiinterner Fragen (bisher
eher schüchtern auf Bundesebene) ist der Trend nunmehr gottlob auch mit
ganzer Kraft auf Kreisebene angekommen.
Ein antifaschistischer Blick auf zwei Orte im Kreis
von Reinhard Heinrich
und Michaela Vogel
(Bilder und Text)
Coswig: VVN-Stein an der Bahnhofstraße
Als Bundespräsident Roman Herzog 1996 den 27. Januar zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erklärte, wird mancher Bundesbürger im Westen dies nur als politische Belästigung empfunden haben. Und im Osten war garantiert so einigen Leuten “klar, dass uns damit nur der zweite Sonntag im September als – traditioneller – Gedenktag für die Opfer des Faschismus gestohlen” werden sollte. So hätte der 27. Januar eigentlich ein “gesamtdeutsch ignorierter Tag” werden können.
Die Fraktion nahm fast in voller Stärke teil
Nimmermüde Feinde der Demokratie haben uns jedoch Jahr für Jahr daran erinnert, dass es nicht um ein Ritual geht, sondern um unsere Selbstvergewisserung gegen die Gleichgültigkeit, um unsere Mobilisierung gegen antidemokratische Tendenzen in der Gesellschaft. Am Coswiger OdF-Gedenkstein brachte Stadtrat Bernhard Kroemer den Anlass des Gedenkens in Zusammenhang mit der Initiative “Coswig – Ort der Vielfalt” in der er selbst aktiv mitarbeitet.
Meißen - Ehrenmal geschmückt
Coswigs Oberbürgermeister Frank Neupold, seit seiner Wahl alljährlich selbstredend Teilnehmer an diesem Gedenken, drückte am dritten Gedenkstein, den sich Coswig gesetzt hat, direkt zwischen Rathaus und Stadtmuseum, seine ehrliche Freude aus, bestimmte Stadträte quer Fraktion, aber auch Cowiger Bürger ohne Amt jedes Jahr zu diesem Anlass wieder zu sehen. Und dadurch an die Stabilität der Demokratie in Coswig positiv erinnert zu werden. Das war nicht immer so sichtbar wie in diesem Jahr. Und das ist nicht überall so.
In Meißen war dieses Jahr endlich auch OB Olaf Raschke dabei. Ein gutes Zeichen, das Meißens Öffentlichkeit bitter nötig hat. Nach der Niederlegung lag alles ordentlich da (Meissen.vorher.jpg) . Pfarrer Oehler erwartete, wie in den Jahren zuvor, anschließend die Gedenkenden mit Schülern vom Afra-Gymnasium zu einer gestalteten Andacht mit 30 Teilnehmern, die eng mit Themen der Gegenwart wie Krieg und Vertreibung verbunden war.
Meißen . Ehrenmal verwüstet
Allerdings waren 90 Minuten nach der Niederlegung zwei Gebinde (von DIE LINKE und SPD) verschwunden. Es lagen nur die abgerissenen Schleifen herum. (Foto) Nur der Kranz vom OB war übrig, sowie einige – aber nicht alle – Blumensträuße. Am Montag war auch der Kranz des OB weg und von den Blumen nur ein paar Reste verstreut.
Hier suchen Antidemokraten die Konfrontation, wollen Meißen vielleicht als „national befreite Kreisstadt“ darstellen. Weit scheint es nicht mehr dort hin – aber erreichen werden sie es nicht. Da können noch so viele CDU-Stadträte und CDU-MdL in Meißen offene Propaganda für AfD und „Heimatschützer“ machen.
... offen für alle Fragen, ausgestattet mit Wahlaussagen - schwarz auf weiß -
zum nach Hause tragen, alte und neue Gesichter, Meinungen und
Standpunkte - nicht nur zur Bundestagswahl,
zu der aber ganz besonders:
DIE LINKE Coswig/Weinböhla.
Am Dienstag, dem 5. September
und
am Freitag dem 15. September
(an der Eiche).
Jeweils ab ca. 9 Uhr bis gegen Mittag (solange das Material reicht und die Coswiger uns mit Fragen löchern).
Teilnehmer aus Riesa, Großenhain, Meißen, Moritzburg, Radebeul, Weinböhla und noch mehr Orten trafen sich zur traditionellen Maifeier auf dem Wettinplatz.
DIE Coswiger LINKE hatte gemeinsam mit der SPD eingeladen.
Großenhain, Meißen und Coswig an einem Tisch
Leckeres Kuchenbuffet - gut besucht
Ein richtiges Gewimmel
Vor der großen Vorstellung
Farblich passend gekleidet
Bewegungs-Koordination mit Tüchern
Der Landesvorstand stellte die gut besuchte Hüpfburg
Linke Kreisvorsitzende beim Kuchenbuffet
Die Coswig-Weinböhlaer SPD war zahlreich vertreten
Wie jedes Jahr seit Roman Herzog hatten die Coswiger Stadtrats-Fraktionen
eingeladen, der Opfer des
Nationalsozialismus am Tage der Auschwitz-Befreiung zu gedenken.
Dieses Jahr war etwas anders, in Coswig.
Nicht das Wetter, nicht die Lichtverhältnisse, nicht die
Blumengebinde. Aber irgendwas war anders.
Die Ansprache vor dem VVN-Stein in der Bahnhofstraße schien
zunächst im gewohnten Rahmen zu bleiben. Aber zum Schluss wurde Frau Brigitte
Köhler, Stadträtin und erste Vorsitzende der Teresa Carreño & Eugen
d´Albert Gesellschaft Coswig e.V., etwas persönlicher.
Sie sprach über Beweggründe. (Das neudeutsche Wort heißt „Motive“)
Und sie fand es wichtig, diesen Gedenktag würdig zu begehen. Und wie aus der Verpflichtung
ein Bedürfnis wurde.
An der Gedenktafel auf dem Schulhof wurden diesmal schweigend
Blumen angebracht. Man muss nicht ständig Worte wiederholen, wenn man einen
Begriff hat von den Taten wie den Leiden unserer Vorfahren.
Interessant wurde es am Gedenkstein an der Karrasburg. „Gegen Diktatur und Gewaltherrschaft“ - heißt es dort in Stein gemeißelt.
Anlass genug für unseren OB, ohne Redezettel,
einfach aus
dem Herzen heraus, vor dem zu warnen, was er an Stammtischen in der
letzten
Zeit gehört hat. Die Gefahr, dass breite Zustimmung zu einfachen
(Schein-)lösungen
aktueller Probleme in eine Diktatur führt, hat unser Volk schon einmal
ignoriert.Und sich mit allgemeinen Losungen und Stammtischparolen
gegnügt. Da weiss der deutsche Michel gleich, dass er auf der richtigen
Seite steht.
Ein befreundeter Pfarrer aus Oldenburg schrieb mir dazu heute
auf Facebook: „Die Selbstimmunisierung der Moralisten und Prediger ist
ein so seichtes Gewässer, dass man über solche Naivitäten eigentlich kein Wort verlieren
sollte, wenn es nicht um so viel ginge wie die Auslieferung der Wirklichkeit an
den Rechtsradikalismus!"
Die ernste Wirklichkeit war
fühlbar an diesem Tag.
Schade, dass einige Coswiger, die
das auch gefühlt hätten, verhindert waren.
Am Gedenktag für die Opfer des National- sozialismus, Freitag, 27. Januar 2017, treffen sich Stadträte und Bürger um 15.00 Uhr am Gedenkstein Bahnhofstraße, um dort und anschließend vor der Gedenktafel an der Leonhard-Frank-Mittelschule und am Gedenkstein Karrasburg Blumengebinde niederzulegen. Die Gedenkansprache hält ein Vertreter der CDU-Fraktion.
Alle Coswigerinnen und Coswiger sind herzlich eingeladen.
DIE LINKE Coswig feierte traditionsgemäss am 3. Advent ihren Jahresausklang
Nicht, dass jetzt der Winterschlaf einsetzt - aber irgendwie hat(!) es schon seinen Sinn, das politische Jahr in Coswig Revue passieren zu lassen.
Dass dabei im "Wollkörbchen" nähere Bekanntschaften geschlossen, Erlebnisse ausgetauscht und lange hingeschobene Fragen an den Mann / die Frau gebracht wurden, kann man sich denken.
Selbst eine im Juni 2014 angeregte Frage kam endlich zur Sprache - weil man einfach mal mit einander - und für einander - Zeit hatte. Und so muss uns vor künftigen Fragen - und den Antworten - nicht bange sein. Mit uns kann man über alles reden. Und unter uns auch.
Ein empörter Nichtteilnehmer schrieb uns in seinem gerechtem Zorn am 01.05.2015 um 11:41 Uhr folgendes ins Stammbuch:
1.Mai ! Tag der Arbeit und Kampf und Feiertag! Nix los - Schon griechische Verhältnisse in der Parteikasse?? Oder alle abgestellt zur Rettung der Flüchtlinge? Echt Traurig! Bin extra mit meiner Mai Nelke zum Wettinplatz gefahren. Ich würde Euch auch das Foto als Beweis zukommen lassen! Nur wie!
Mit dem Gruß des 1. Mai
N.N.(Name ist uns bekannt)
Unsere Antwort
Es wundert uns allerdings heftig, wie man bereits um 11:41 Uhr ein Urteil fällen kann über eine Veranstaltung, die am 28. April für den 1. Mai von 14 Uhr bis 18 Uhr angekündigt wurde. Ist das nicht ein
Spass: Landratskandidat (SPD) mit
Fraktionsvors. a. Riesa (DIE LINKE)
Darüber hinaus wurden auf dem Wettinplatz in Coswig nie zuvor so viel Bänke und Tische gebraucht, die
Biefässer derart vollständig geleert und die Bratwürste so restlos vertilgt, wie in diesem Jahr. Und nie zuvor war der Aufritt der Kindertanzgruppe so grossartig wie gestern. Das lag auch daran, dass noch nie so viele Kinder dabei waren, wie gestern.
Es reicht nicht, ein wilder Tiger zu
sein - man muss es auch zeigen!
Nur die Hüpfburg war eher mässig besetzt. Aber man kann ja nicht immer nur hüpfen. Man muss sich ja auch mal am Schminktisch eine neues Gesicht geben lassen, Bratwurst, Kuchen und Limo vertilgen und überhaupt viel herumrennen, weil immer wieder woanders auf dem Platz was los ist.
DIE LINKE Coswig bedauert ausserordentlich, dass Ihnen all diese Vergnügungen dieses Jahr entgangen sind und verspricht, sich auch im nächsten Jahr die grösste Mühe zu geben, dass auch für Sie das Gratis-ND,die Gratis-JW, jede Menge so tolle Gesprächspartner wie gestern und reichlich Kaffee, Kuchen, Bratwürste und Bier für Sie sowie Limo für ihr eventuelles Kind bereit stehen. Und natürlich die Hüpfburg. Ohne die geht es ganz schlecht.
Die "tollen Gesprächspartner" kamen gesten überigens aus mehr
MdL S. Scheel mittendrin
Richtungen (geografisch wie politisch), als je zuvor. Gäste aus Grossenhain, Radebeul, Weinböhla, Moritzburg, Riesa, Meissen und wahrscheinlich noch anderen Orten standen Rede und Antwort. Und es war auch deshalb nicht langweilig, weil neben der traditionellen Organisation von SPD und LINKE auch noch die Grünen dabei waren - und dies personell durchaus mit allerhand kompetenten Leuten. Und beinahe wären auch noch die Piraten und ihre Freunde dagewesen. Denn auch sie unterstützen den gestern vorgestellten Landratskandidaten und den OB-Kandidaten für Coswig.
Alt und Jung - einer davon ist Stadtrat.
Wer wohl?
Coswiger Stadträte, Meissener Kreisräte, Sächsische Landtagsabgeordnete und mindestens ein Mitglied des
Bundestags (teils mit Kind), denen übrigen kein grosses Tamtam weiter gewidmet wurde, weil sie in unserer
Stadt und der Region sowieso bekannt sind, sprachen ganz normal, von Mensch zu Mensch mit allen, die mit ihnen reden wollten und waren (überwiegend) sichtlich angetan von der entspannten Atmosphäre am Kampf-
und Feiertag.
Die drei Schirme im Hintergrund:
Wirklich schade, lieber NN, dass Sie das alles möglicherweise nicht mit erleben durften. Aber wir waren nicht schuld daran und versprechen auch weiter, unser Bestes zu tun. Nur, das Wetter - also das von gestern - das hätten wir selbst niemals versprochen - so entgegen allen Wettervorhersagen.
Aber einen guten Marxisten lässt der liebe Gott eben nicht im Stich. Das haben wir schon in der DDR gelernt. Und den Grünen an unseren roten Seiten scheint genauso die Sonne, wenn sie mit uns kämpfen und feiern. Und das ist doch mal was - oder?
Übrigens treffen wir uns (ohne Bratwurst und Bier und Kindertanz) zum Gedenken an die Befreiung vom Hitlerfaschismus am 7. Mai (Tag des Einmarsches der Roten Armee in Coswig) am Gedenkstein (Ecke Salzstrasse - Moritzburger Str.) um 17 Uhr.
Das wäre eine prima Gelegenheit, kämpferisch auf die Interessen aller friedliebenden Menschen der Welt aufmerksam zu machen. Durch Anwesenheit. Und evtl eine mitgebrachte rote Nelke.
Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, Dienstag, 27.
Januar 2015, treffen sich Stadträte und Bürger um 16.00 Uhr am
Gedenkstein Bahnhofstraße, um dort und anschließend vor der
Gedenktafel an der Leonhard-Frank-Mittelschule und am Gedenkstein
Karrasburg Blumengebinde niederzulegen.
Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.
(S. auch DIE LINKE.Coswig - gemeinsame Stellungnahme der Fraktion und des Ortsvorstands!)
Rückblick
Berlin: Das Foto war
gestellt - die
Befreiung echt.
Ein langes Gedächtnis ist vielen Menschen (das trifft die Mehrheit der Wähler wie auch der Politiker) anscheinend versagt. Sei es "der Schöpfer" (für religiöse Menschen), seien es "die Umstände" (für die weniger religiösen Leser von Fr. Engels), wie auch immer - es ist eine Tatsache. Das haben unsere Vorfahren frühzeitig erkannt und dafür Gedenktage eingeführt. Und um die Gedächtnisleistungen unserer Leser nicht zu überstrapazieren, beschränken wir uns in diesem Artikel auf die jüngere Vergangenheit. Kein Wort also über 1945! Darüber ist schon alles geschrieben - nur noch nicht von allen.
Einige Gedenktage bewahren wichtige Ereignisse vor dem Vergessen - wie zum Beispiel der Reformationstag, mit dem auch Nichtchristen gern die Erinnerung an den grossen Beweger Martin Luther pflegen. Denn Bewegung ist dialektisch Gebildeten viel wert.
[Bilder zum Vergrössern bitte anklicken!]
Weizsäcker und Herzog als Vor-(Ge)denker
Berlin: Einsichten 1946
Eine Bewegung war auch der Sieg der Alliierten über den Hitlerfaschismus. Je nach Orientierung mögen sie einige als Rückwärtsbewegung sehen, extreme Rechte sowieso. Wir aber orientieren uns gern an den Worten unseres ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog (CDU), der 1995 in seiner Rede beim Staatsakt zum 50. Jahrestag der Befreiung unter anderem sagte: "Deutschland hatte den furchtbarsten Krieg entfesselt, den es bis dahin gegeben hatte, und es erlebte nun die furchtbarste Niederlage, die man sich vorstellen konnte."
Zehn Jahre zuvor hatte bereits 1985 Richard von Weizsäcker als deutsches Staatsoberhaupt in seiner vielbeachteten Rede im Plenarsaal des Bundestages mit seiner Formulierung "Befreiung vom Nationalsozialismus" eine Kernaussage unserer nationalen Erinnerungskultur geprägt.
Es steht daher füglich keinem Deutschen - also auch keinem Coswiger - zu, sich 2013 über die Behandlung Deutscher 1945 (auch schlechte, sogar gelegentlich unmenschliche) durch die Sieger auch nur im Geringsten zu beschweren - auch wenn das bisweilen geschieht. Diese Kapitulation war bedingungslos und sie war (mehrmals!) zu vermeiden gewesen. Hitler war 1933 mittels Wahlen an die Macht gekommen und alle seine Absichten und Ziele hatte er zuvor in "Mein Kampf" offen ausgesprochen*). Dass aber auch die KPD offen und eindringlich im Wahlkampf vor Hitlers Absichten gewarnt hatte, lassen wir mal beiseite. Nach über 60 Jahren Bildungs- und Aufklärungsmöglichkeiten über (reale!) Kriegsgreuel - auch in Coswig - sich vordergründig zu beklagen heisst dann offensichtlich, den 2. Weltkrieg, insbesondere seine Ursachen und Folgen einfach nicht verstehen zu wollen.
Traditionspflege von politischer Reife
Coswig hat 2005 zum 60. Jahrestag der Befreiung und 10 Jahre nach Bundespräsident Herzogs Rede öffentlich gezeigt, dass diese Ursachen und Folgen hier im Gedächtnis bewahrt werden. Eine eindrucksvolle Feierstunde im Gymnasium führte Vertreter aller demokratischen Fraktionen unseres Stadtrates, Vertreter von Vereinen und Organisationen, interessierte Bürger sowie Schüler und Lehrer zusammen, um den Gedenktag würdig zu begehen. Ein Posaunenchor spielte angemessen feierlich. Erinnernde und mahnende Ansprachen wurden gehalten. Ein Chor von Coswiger Spätaussiedlerinnen aus Russland sorgte mit schwermütigen Weisen für den passenden Hauch "grosse russische Seele" - zum Gedenken an die allein durch deutsche Schuld gefallenen Sowjetsoldaten. Und "ausgerechnet" Pfarrer Schuster (ev. Gemeinde Coswig) rezitierte ein Gedicht des Antifaschisten Johannes R. Becher, der sich auch als Kommunist sah. So wurde unleugbar deutlich, dass die Rote Armee hier ganz Coswig befreit hatte - und nicht nur ein paar "unbedeutende" Nazigegner. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Und natürlich sass unser damaliger OB Reichenbach (CDU) in der ersten Reihe. Im Gymnasium gab es über mehrere Etagen eine Ausstellung und interessante Info-Stände zur Geschichte. Mit dieser politische Reife beging Coswig den 60. Jahrestag der Befreiung 2005.
Ausblick
Coswig 2013, die "Umgestaltung"
des Gedenksteins zeigt den
geschichtsvergessenen
Geist mancher Zeitgenossen.
Wir dürfen hoffen, dass zum 70. Jahrestag der Befreiung in 2 Jahren, am 8. Mai 2015 (einem Freitag!) diese Coswiger Tradition ihre würdige Fortsetzung findet. Vielleicht sogar mit einem Blumengebinde der Stadt Coswig am Gedenkstein - inmitten einer wohlgepflegten Parkanlage ... Und wenigstens zwei oder drei kleinen Ansprachen seitens der dann im Coswiger Stadtrat jeweils stärksten Fraktionen. Das wäre auch eine kleine Verbeugung vor Richard von Weizsäcker und Roman Herzog. Dass ein Pfarrer Gedichte von Becher aufsagt, ist auch denkbar - aber Herr Schuster ist dann wohl leider im Ruhestand. Doch mit Gottes Hilfe wird Coswig wohl traditionsgemäss auch dann wieder einen gebildeten Demokraten auf der Kanzel haben. Da bin ich mir beinahe sicher. Beim Pressesprecher manch einer Partei allerdings nicht.
Coswig 2013 - mitgebrachte Blumen
sprechen eine deutliche Sprache
PS: Lange vor diesem Text, am 22. Mai, hat sich auch der junge Coswiger Stadtrat Innocent Töpper gemeinsam mit Anne Kämmerer (beide Bündnis90/Die Grünen)in gleichem Sinne hier geäussert. Das bestätigt unseren optimistischen Ausblick ein wenig.
PPS: Seit dem 26.05.2013, 11:05 Uhr gibt es auf der Homepage der CDU Coswig eine wohl beschwichtigend gemeinte "Erklärung" als Nachtrag zur Veröffentlichung vom 2. Mai 2013. Offensichtlich eine Reaktion auf andere Proteste, denn unsere "Würdigung" war zu dem Zeitpunkt noch nicht erschienen. Gut, dass wir nicht allein so kritisch hinschauen!
(Vorläufig?) letzter Nachtrag: Bis ins Ruhrgebiet ist der traurige "Ruhm" der Coswiger CDU (und ihres Pressesprechers) gedrungen. Schon am vorigen Freitag erschien bei "Ruhrbarone" ein Beitrag in rauen aber herzlichen Worten zur historischen Entgleisung.
Wie gut, dass der Ruf unserer Stadt nicht allein von der CDU bestimmt wird.
_________________________________________________ *) Wird von Victor Klemperer in LTI versichert. Das Buch "Mein Kampf" ist bekanntlich in Deutschland nicht öffentlich verfügbar.
"Frivoles zur Nachmittagszeit - aus französischen und italienischen Betten"
Frau Gerhardt - die "Macherin"
Die alljährliche Frauentagsveranstaltung in Coswig ist zu einem fester Bestandteil des Arbeitsplanes von Angelika Gerhardt in ihrem Amt als
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt geworden.
Gewachsen durch die langjährige Zusammenarbeit mit den Stadträtinnen aller Fraktionen, hat sich eine Tradition verfestigt, welche von den Frauen angenommen und geschätzt wird.
Auch dieses Jahr konnten wir im kleinen Saal der Börse ca. 80 Coswiger Bürgerinnen zu einem Glas Sekt und einem Kaffeegedeck begrüßen.
Diesmal sorgte die Frauentheatergruppe Meißen mit Texten von Guy de Maupassant, Giovanni Fiorentino u.a. für kurzweilige Unterhaltung.
"Mit lustigen Streichen und derben Späßen werden eifersüchtige Männer und hochmütige Frauen verspottet, entlarvt und gestraft. Spitzbübisches, spöttisches oder vergnügtes Lachen gegen Dummheit, Eitelkeit und Frömmelei!" Mit diesen vielversprechenden Worten hatte Frau Gerhardt zu der Veranstaltung eingeladen.
Natürlich dürfen an einem solchen Tag gebührende Worte für dessen Anlass nicht fehlen. Wir sind noch unterwegs auf dem langen, steinigen Weg zur Gleichberechtigung und haben guten Grund unsere Erfolge zu feiern!
Danke, Frau Gerhardt, für die liebevolle Vorbereitung und Ausgestaltung unseres Ehrentages sagt
Wie Gedenken
in Coswig
zum Nachdenken (ge-)führt (wird).
von (c) Reinhard Heinrich
Bundesweit begeht man seit 1996 den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus entsprechend der Proklamation des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog alljährlich am 27. Januar. Coswig ist manchmal anders. Hier wird nachgedacht, um möglichst auch historisch bedingtem Tun einen gegenwärtigen Sinn zu geben. Zwiefach sinn-voll war die Verlegung der Ehrung auf den Montag nach dem eigentlichen Gedenktag. Der Montag darauf passte einfach besser, um viele Teilnehmer zu mobilisieren und ausserdem gab es noch einen dazu passenden Anlass. Dazu später mehr.
Bewegtes Gedenken
Stadtrat Dr. Franz bei der Ansprache
Was sich mancherorts auf eine Kranzniederlegung beschränkt, ist in Coswig eine "Bewegung" - zwischen drei Gedenk-Orten. Die Teilnehmer treffen sich am VVN-Gedenkstein in der Bahnhofstrasse, legen Blumengebinde nieder und hören eine Ansprache. Das "demokratische Privileg", diese Rede auszuarbeiten und vielleicht noch weitere, würdige Beiträge zu gestalten, geht reihum alljährlich an eine jeweils andere Fraktion des Stadtrates. Ehrgefühl und die Gewissheit, irgendwann selbst einmal an einem dieser Steine zu sprechen, gebietet sicherlich so manchem Volksvertreter, der vielleicht auch "besseres zu tun" hätte, möglichst hier dabei zu sein. Gestern war es der Linksfraktion übertragen, die auch vollzählig teilnahm, aber in der Menge der weiteren Teilnehmer eigentlich nur auffiel, wenn sie "dran" war.
Manche Coswiger Bürger ohne solchen "Vordergrund" kommen auch wegen ihres persönlichen - auch familiär-historischen Hintergrundes. Im meiner Nachbarschaft blies einer stets vom Balkon auf der Trompete mehr oder weniger rote Lieder, wenn nazitreue Rundfunkhörer die Fenster öffneten und die "Goebbelsschnauze" laut drehten, damit die Führer-Rede überall gehört werde. Er hieß Heinz Dreißig und hat wohl das KZ Hohnstein einigermassen überlebt, denn seine Trompete habe ich als Kind noch manchmal in der Siedlung gehört.
Dr. Franz, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE hielt am Gedenkstein seine Ansprache, die von der weithin bewältig geglaubten Geschichte der Nazi-Verbrechen auf das "überraschende" Wiederauftauchen gewalt- und mordbereiter junger Menschen im "nationalsozialistischen Untergrund" hinführte.
So weit die Station Eins.
Die Teilnehmer bewegen sich vom Gedenkstein zur Leonhard-Frank-Mittelschule in der Hauptstrasse, wo an der alten Turnhalle eine Gedenktafel berichtet, dass am 5. April 1933 hier 70 Coswiger, die den Nazis nicht in den Kram passten, von SA-Männern misshandelt wurden. Wer es wollte, konnte schon kurz nach Hitlers Machtergreifung hier das wahre Gesicht des menschenverachtenden NS-Systems erkennen. Der trompetende Nachbar vom Lachenweg war unter den 70 Misshandelten.
Stadträtin Dagmar Gorek beim Verlesen
des Adenauer-Briefes
Stadträtin Dagmar Gorek (Fraktion DIE LINKE) verlas hier einen sehr persönlichen Brief Konrad Adenauers, der den alten Kanzler von einer gänzlich anderen Seite zeigt, als DDR-Schüler ihn kennen lernten: Als Mensch, der sich sorgte um das öffentliche Erscheinungsbild der katholischen Kirche und darum an einen Pfarrer schrieb, um gegen die "wir haben von nichts gewusst"-Mentalität im westlichen Nachkriegsdeutschland klar Stellung zu nehmen: (Auszug)
"Das deutsche Volk, auch Bischöfe und Klerus zum großen Teil, sind auf die nationalsozialistische Agitation eingegangen. Es hat sich fast widerstandslos, ja zum Teil mit Begeisterung gleichschalten lassen. Darin liegt seine Schuld."
Adenauer, todsicher nie ein Freund kommunistischer Ideen, hätte gegen die Hitler-Faschisten durchaus als (geistiger) Verbündeter wahrgenommen werden können. Frau Gorek erweiterte damit Horizonte. Blumen an der Tafel zeigen: Wir waren hier - und wir wissen, warum.
Am Stein des (früheren) Anstosses an der Karrasburg
Oberbürgermeister Frank Neupold
ehrt die Opfer von Gewaltherrschaft
mit einem Blumengebinde
OB Frank Neupold, von Anfang an als aufmerksamer Teilnehmer dabei, eilt zur dritten und letzten Station voraus. Er muss nicht sein Blumengebinde durch das halbe Coswiger Zentrum mitschleppen, wenn es den Gedenkstein für alle Opfer von Gewaltherrschaft an der Karrasburg, wenige Schritte vom Rathaus zu schmücken gilt. In vielleicht gut gemeinter Solidarität eilen einige mit ihm, während ein beträchtlicher Teil der Gruppe in "altersgerechtem" Tempo nachkommt. Und so sind auch hier wieder alle dabei, wenn auch gerade dieser Stein vor Jahren nicht von allen politischen Köpfen in Coswig gleich gut gefunden wurde.
Denn er würdigt auch Opfer der "Diktatur des Proletariats" - zu der sich ja die SED völlig offen und sogar stolz agitierend bekannte. Da gibt es nichts zu deuteln. Wenn die DDR alles klug und richtig gemacht hätte, wäre sie vermutlich noch da - und niemand hätte etwas gegen sie einzuwenden.
Stadträtin Monika Rasser beim Gedichtvortrag
Stadträtin Monika Rasser (Fraktion DIE LINKE) trug hier ein sehr schön "lokal verwurzeltes" Gedicht von Hanna Hartig, der Leiterin unserer Coswiger Musikschule, vor. Woran man sieht: Würdiges Gedenken an die Opfer braucht keine großen Worte großer Dichter. Die Worte unserer hiesigen Dichter sind groß genug, um etwas gutes auszudrücken. Man muß nur auf sie hören. Brecht hat das wohl gewußt, als er sagte:
"Die Wahrheit darf nicht etwas Allgemeines, Hohes, Vieldeutiges sein. Von dieser allgemeinen, hohen, vieldeutigen Art ist ja gerade die Unwahrheit."
Und Coswiger wissen das.
Der zusätzliche Anlass
Nach dem Gedenken an obigen drei Orten konnte, wer wollte, noch einer nicht alttäglichen Ausstellungeröffnung beiwohnen, deren durchaus provozierender Titel manchem "gelernten DDR-Bürger" dann wohl doch zuviel war: >>"Das hat es bei uns nicht gegeben." - Antisemitismus in der DDR.<<. Mehr darüber in der Karras-Depesche - CNN.
Literararische Ergänzung
Am gestrigen Tag verstarb übrigens in Wien Ceija Stojka. Die österreichische Schriftstellerin und Künstlerin gehörte den Lovara-Roma an, die besonders in Zentral- und Osteuropa beheimatet sind. Sie überlebte als Kind drei nationalsozialistische Konzentrationslager (Auschwitz-Birkenau, Ravensbrück und Bergen-Belsen). Auch ihr galt unser Gedenken - selbst wenn
vielleicht
ihr Name den meisten Coswigern kein Begriff ist. Aber man kann ja mal in der Buchhandlung Tharandt beim Stadtrat Herrn Rost (seit 1922 heissen die Inhaber so) nach dem Buch "Wir leben im Verborgenen" fragen. Sie schrieb darin 1988 als eine der ersten über das Schicksal ihres Volkes im Nazi-Reich.