„Lehrstück Demokratie von Dagmar Gorek“ - eine etwas andere Sicht

Was zehn Minuten ausmachen - kein „Lehrstück für Demokratie“

„Linkspartei vergeigt ein Mandat im Juco-Aufsichtsrat“ ist richtig eingeschätzt. (SZ 28.8.)

Man muss Herrn Oelsner des öfteren widersprechen, aber wo er recht hat, hat er recht:

Wir haben vergeigt, durch das Nicht-zur-Wahl-Gehen einer von uns im Falle Juco und das begründete Fehlen einer anderen von uns bei der Wahl der beiden anderen Ausschüsse.

Und es ging auch nicht gegen die Linken, als wir bei der geheimen Wahl der Ausschüsse für Stadtentwicklung und Betriebsausschuss kommunale Dienste zwei Plätze einbüßten.

Wegen der entschuldigten Abwesenheit einer unserer Stadträtinnen fehlte uns eine von vier Stimmen, also ein Viertel. Übrigens ging es der CDU nicht besser, es fehlte eine Stadträtin. Hier kostete eine Abwesende aber nur 10 % von 10 Stimmen. Ganz einfache Mathematik. Übrigens: Unsere Abgeordnete kam von ihrer Arbeit 10 Minuten nach der Abstimmung. Pech gehabt und mehr nicht. „Bestraft, weil sie zur Arbeit ging“, soll man so formulieren? Gewiß nicht.

Es gibt eben ganz einfache, aber klare Spielregeln, die sich in vielen Jahrzehnten bewährt haben. Sie lauten: Die Entscheidungen fallen durch offene oder geheime Wahl; nur anwesende Stimmberechtigte haben eine Stimme (Stimmbotschaften wie in Aufsichtsräten gibt es nicht); ausgezählt wird nach de Hondt, was die stärkeren Parteien begünstigt, in diesem Falle die CDU mit ihren 10 Stimmen.

Die CDU war auf diese Gewinnmöglichkeit auch nicht vorbereitet, hatte keine Nachfolgekandidaten benannt. Darum sind diese beiden Plätze derzeit unbesetzt.

Die Folgen waren also nicht ganz so unvorhersehbar, wie Frau Gorek meint. Aber wer denkt schon an alle Möglichkeiten. Wenn sie uns ihre Erfahrungen im Umgang mit der NPD und mit geheimen Wahlen aus dem Kreistag mitgeteilt hätte, wäre vielleicht diese Blamage zu vermeiden gewesen.

Der NPD-Abgeordnete Maiwald hat sich in allen anderen Wahl-Fällen an die vorher gegebene Zusage gehalten, dass er der Einigung nicht widersprechen wird. Darum verlief unsere Wahl zur Besetzung der Ausschüsse und Aufsichtsräte auch weniger kompliziert als in anderen Orten, über die in der Presse berichtet wurde.

Seine Gründe, gegen Herrn Töpper zu stimmen, waren nicht gegen uns gerichtet, sondern nur gegen diesen und geistern als Gerücht durch die Gegend. Warten wir ab, wie es weitergeht. Auf Grün gezielt und rot getroffen - könnte man kalauern, tun wir aber nicht.

Warum Frau Gorek gerade den Verlust des AR Juco bedauert und die anderen damit nicht, weiß ich nicht. Für diese Abwertung gibt es keine Gründe. Wir haben geeignete Kandidaten für alle Ausschusssitze benannt und es ging bei dieser Wahl weder um deren Qualifikation noch politische Farbe. Es ging schlicht um einfache Mathematik der anwesenden Stimmen.

Wozu aber jammern, heilen muss man, damit nicht Unterbesetzungen in Ausschüssen die Arbeit erschweren. Der Gesetzgeber sieht das auch so und fordert Nachbesetzungen im Falle von Nichtbesetzungen aus den verschiedensten Gründen, wie sie im Laufe einer fünfjährigen Legislaturperiode überall mal vorkommen. Als erstes hat der OB den Juristen beauftragt, die Wege der Wiederbesetzung der beiden offenen Sitze juristisch abzuklären. Wir verhandeln über diese Wiederbesetzung und haben wie in der Vergangenheit gepflegt, vernünftige Partner. Noch immer siegten in Coswig die Vernunft und nicht parteipolitische Vorbehalte.

„Lehrstück Demokratie“ ja, aber nur dann, wenn wir wirkliche Selbstkritik betreiben und unsere Arbeit sorgfältiger machen. Wie Frau Gorek zu der Einschätzung kommt, dass der Wählerwille verloren gegangen sei, bleibt mir völlig unerfindlich.

Dr. Eckehard Franz

Coswig, den 28.08.2009

5 Kommentare:

  1. Vom römischen Philosophen und Staatsmann Boethius (480-524)stammt der Ausspruch:

    Si tacuisses, philosophus mansisses! - Hättest Du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben.!

    AntwortenLöschen
  2. Eigenartig! Der NPD-Stadtrat hat sich richtig verhalten? Das eigene Fraktionsmitglied hat sich falsch verhalten? Deshalb die förmliche Anrede Frau ...? Ist da vielleicht etwas faul in dieser Fraktion?

    AntwortenLöschen
  3. Vielleicht liegt die förmliche Anrede auch daran, daß in der Fraktion ausschließlich parteilose Abgeordnete sind?
    Könnte doch immerhin sein - oder?

    AntwortenLöschen
  4. Für diejenigen, die die Sächsische Zeitung nicht lesen...

    Samstag, 29. August 2009
    (Sächsische Zeitung)

    Linkspartei vergeigt ein Mandat

    Coswig
    Bei der Wahl der Mitglieder für den Aufsichtsrat der Jugendarbeit Coswig gGmbH (Juco) kam es am Mittwoch zu einer Panne zu Lasten der Linkspartei.

    Wahlleiter Jürgen Heimburger stellte fest, dass nur 24 Wahlscheine ausgegeben wurden. Es waren aber 25 Wahlberechtigte da. Sogar OB Frank Neupold fragte einzelne Abgeordnete, ob sie gewählt haben. Das Ergebnis wurde mehrfach überprüft, es fehlte eine Stimme. Allein das bewirkte, dass die Linkspartei aufgrund des Auszählverfahrens diesen Platz im Aufsichtsrat einbüßte. Statt Tina Dittmann rückt jetzt Winfried Hamann von der CDU ein.

    Bei der CDU herrschte nach diesem unerhofften Sitzzuwachs verhaltene Schadenfreude. Wer die Wahl nicht bewältige, der müsse eben Plätze hergeben, so die Meinung. Denn die fehlende Stimme vermutet auch Linkenfraktionschef Eckehard Franz im eigenen Lager. (SZ)

    AntwortenLöschen
  5. Ich wünschte Sie hätten sich Ihre Wortwahl besser überlegt, Herr Dr. Franz.

    Es ist eine Schmach, wenn Sie im Zusammenhang mit einem waschechten NPD´ler suggerieren, dass er sich an seine Zusagen gehalten habe usw. usf.
    Das erweckt den Eindruck, dass er ja eigentlich zum überwiegenden Teil richtig gehandelt hat.

    Sie geben der NPD Rückenwind, auch wenn Sie das vielleicht nicht selber bemerken.

    Auch die Anspielung auf die Gerüchte, die Herr Maiwald in die Welt gesetzt hat, hätten Sie sich gerne sparen können.
    Hier hat ein Anhänger der NPD erfolgreich persönliche Hetze gegen einen Demokraten betrieben, um ihm persönlich zu schaden.
    In meiner Fraktion nimmt diese Hetze niemand ernst-jedoch in anderen Fraktionen werden diese Schauergeschichten sicher auf fruchtbaren Boden fallen.
    Schade!

    MfG

    I. Töpper

    AntwortenLöschen

Kommentare sind willkommen. Beleidigungen, rassistische und sonstige verfassungsfeindliche Äußerungen sind hier unerwünscht und werden ersatzlos gelöscht.

Meistgelesene Posts seit Blog-Beginn (mehr im Archiv rechts - oder via Suche)