Wie Coswig trotzdem nicht vergisst
Mit Abstand - und Anstand - werden auch in diesem Jahr wieder Blumengebinde niedergelegt werden. Die Stadtverwaltung hat es im Amtsblatt mitgeteilt, worauf sich die Fraktionen des Stadtrates geeinigt haben: Auch dieses Jahr wieder - und - zusammen.
Ein bisschen unglücklich ist vielleicht die Formulierung, unser Oberbürgemeister werde "stattdessen in aller Stille ein Blumengebinde am Gedenkstein an der Karrasburg niederlegen."
Wir wissen, das ist Tradition. Das hat er alljährlich getan - praktisch JEDER Oberbürgeremeister bisher. Und natürlich ist er gedanklich bei "seinen" Stadträten. Nur körperlich ist es heuer ein wenig zu riskant.
Und was "in aller Stille" betrifft: Dieser letzte der drei traditionsreichen Coswiger Gedenkorte war stets der, wo die Stille am besten "hörbar" war. Denn die Worte, die der OB dort ausgesprochen hatte, waren von großer Tiefe und großem Ernst, aber auch von Optimismus gekennzeichnet. Des stillen Gedenkens und Nachdenkens wert.
Die Gespräche - nach der Stille - werden manchem von uns fehlen. Dort kamen Menschen miteinander ins Gespräch, die einander sonst das ganze Jahr nicht begegnet waren. Und es war ein Gedanke, ein Geist, eine Hoffnung, die sie vereinten.
"Um sechs, nach dem Krieg, im Kelch ..." - verabschiedete sich der brave Soldat Schwejk von seinem Freund Vodička bei der Mobilmachung 1914.
Am 27. Januar, nach Corona, in der Bahnhofstraße ..." - sagen wir 2021. Und viele Coswiger nicken einander stumm zu.
Text und Fotos (Archiv)
R. Heinrich
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