Ein Unbequemer zum Nachlesen

Nachruf für Rudi Müller (VVN/BdA Coswig)
von Reinhard Heinrich

Wenn ein Bequemer geht, dann fällt das nicht weiter auf. Rudi Müller war kein Bequemer, im Gegenteil. Am 5. Juli hat er uns verlassen, nachdem er sich der Öffentlichkeit von Coswig noch einmal zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus, im Sonnenschein des 8. Mai 2010 am Coswiger Ehrenmal der Roten Armee, gezeigt hatte. Mit Gehhilfe - aber aufrecht. So kannten wir ihn.
Bei jedem Wetter trotzte er dem Vergessen. Bei der Januar-Kranzniederlegung in Schnee und Eis - auch bei Diskussionen im Saal, wo ihm so mancher "Wind" entgegen blies. Rudi hielt dagegen, stand für Überzeugungen, die anderen oft unbequem genug waren. Nicht immer Zustimmung - aber immer die Achtung von "Freund und Feind" erkämpfte er sich.

Und lief sich die Hacken ab, um sein Wissen zu verbreiten. An meinem "Redaktionstisch" (Dresdner Blätt'l) hat er gesessen, auf daß seine Broschüren zum antifaschistischen Widerstand bekannter würden. Und in die Coswiger Bibliothek ist er gelaufen - um etwas abzuliefern. Dort stehen nun die Resultate seiner Forschungen, seine Erinnerungen und sein Sammlerfleiß aufrecht im Regal. Das Heft über den Antifaschisten F. W. Dünnbier aus Brockwitz allein in 3 Exemplaren (Standort D910 - Territorium). In dieses Regal schaut, wer etwas über unsere Gegend erfahren, über lokale Tradition und Geschichte - und Geschichten nachlesen will.

Nun muß man also auf den Friedhof gehen, um Rudi Müller zu ehren. Und sicherlich werden einige es tun, wie es Brauch ist. Aber "sich nützen und zugleich ihn ehren", wie Brecht es den Teppichwebern von Kujan-Bulak zuschrieb, kann man am besten durch aufmerksames Lesen seiner Dokumentationen. Da ist er nämlich "noch voll da" - und genau das war gewiß seine Absicht. Wenn wir diese Schriften an die Jüngeren weiter empfehlen, das wird ihn freuen. Auf seiner Wolke im Kommunistenhimmel.
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Bis Oktober ist der Artikel auch unter http://portal.dielinke-in-sachsen.de/coswig.asp?mid=325&iid=1948 veröffentlicht.

1 Kommentar:

  1. Danke Hirsch für deine klaren einfachen Worte , für mich wird Rudi immer ein Vorbild sein .

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