Nach der Wahl ist vor der Wahl
von Monika Rasser, Stadträtin
„Frauen mischen sich ein – Frauen gestalten ihre
Region“
Im Rahmen des oben aufgeführten Projektes beantwortet Stadträtin Monika Rasser, die Fragen der Gleichstellungsbeauftragten der Stadtverwaltung Coswig, Frau Angelika Gerhard:
Kommunalpolitik ist
sehr männerdominant. Was hat Sie dazu bewogen, für Ihre Kommune aktiv zu
werden? Gab es eine bestimmte Situation oder einen Auslöser, der Ihnen dazu
einen Anstoß gab? Was ist Ihre Motivation, Kommunalpolitik zu betreiben?
Der Anstoß für meine Tätigkeit war (und ist) der Mangel an
Bewerbern in meiner Partei. Ich hatte mich zu einer Kandidatur im
wahrsten Sinne des Wortes durchgerungen. Eine Rolle spielte dabei auch die
Neugier wie das mit der Kommunalpolitik denn so geht. Ich hatte keine
Ahnung und auch Bedenken ob ich damit zurecht komme. Jetzt muss ich sagen, es
ist interessant und macht Freude, wenn auch allerhand Zeit dafür gebraucht
wird. Ich bin im SWA tätig und habe durch meinen Kollegen Dr. Franz
anfangs entsprechende Hilfe erhalten. Der Beirat für Orsteile gehört auch
mit zu meinen Aufgaben und zwingt mich in Ecken unseres Ortes zu schauen, die
eigentlich nicht so an meiner Wegstrecke liegen. Also ist auch das
auch eine Bereicherung meines Wissens.
Wie war Ihr
Einstiegsweg? Wie gelingt es Ihnen das Engagement für Politik mit Familie und
Beruf unter einen Hut zu bringen?
Am Anfang meiner Tätigkeit war ich noch berufstätig und
hatte mich um meine Mutter zu kümmern, da war es nicht so einfach,
pünktlich an den Sitzungen teilzunehmen und die oft doch recht umfangreichen
Vorlagen durchzuarbeiten. Jetzt ist das alles aber kein Problem mehr, da ich
inzwischen in Rente gegangen bin und meine Mutter nicht mehr lebt. Ich muss auf
niemanden Rücksicht nehmen und das ist eine Erleichterung.
Warum sollten mehr
Frauen kommunalpolitisch tätig sein?
Meiner Meinung nach sollten Frauen sich mit in die
Kommunalpolitik einmischen, weil doch viele Probleme angesprochen werden
können, die sich im nächsten Umfeld abspielen. Gerade bei solchen Gelegenheiten
wie in letzter Zeit die Schulprobleme. Und außerdem(das muss aber unter uns
bleiben) Frauen palavern nicht so lange herum.
Und
es wäre schon angebracht wenn ein gewisses "Gleichgewicht" im
Stadtrat vorhanden wäre.
Was sind förderliche
Faktoren, damit kommunalpolitisches Engagement „gelingen“ kann?
Ein Faktor für ein gutes Gelingen der Kommunalpolitik wäre
für mich die Einsicht mancher Arbeitgeber, das diese Tätigkeit wichtig ist
und sie ihre Mitarbeiter vielleicht doch mal ein, zwei Stündchen freistellen.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass sich dann sicherlich auch mehr jüngere
Menschen für eine Mitarbeit im Stadtrat interessieren.
Seitens
des Rathauses denke ich wird alles getan um offene Fragen der Stadträte zu
beantworten oder anderweitig zu helfen. Das ist in unserem Ort wohl nicht das
Problem.
Was
sind Hürden und Herausforderungen?
Für mich kann ich nicht behaupten das ich Hürden überwinden
musste aber eine Herausforderung ist die Mitarbeit im SWA auf jeden Fall, da
oftmals Themen anstehen, mit denen man sich doch sehr
auseinandersetzen muss und die manchmal nicht nur die Kommunalpolitik
berühren, wie z.B. die Solaranlage in Brockwitz, die nun nicht gerade meinen
Beifall findet. Die "Energiewende" ist sicherlich notwendig, aber so
hastig und unüberlegt wie das in Deutschland praktiziert wird geht es meiner
Meinung nach nicht.
Haben Frauen den
längeren Atem?
Das würde ich verneinen, das ist eine Charakterstärke, die
man auch ganz gut bei Männern feststellen kann und es ist, denke ich, auch
egal. Genauso denke ich auch über die Kommunikationsexperten, die gibt es
beiderlei Geschlechts. Ich finde nur, dass Frauen vielleicht doch etwas
entschlussfreudiger sind.
Was war bzw. ist für
Sie die größte Herausforderung als Stadträtin? Was bewegt Sie? Was haben Sie
bewegt?
Die größte Herausforderung war für mich die Unterbringung
der Evangelischen Grund -und Mittelschule in der Grundschule West. ich bin da
extra mit nach Saalfeld gefahren und habe mich auch in der Evangelischen
Grundschule umgesehen und war von deren Schulkonzept schon beeindruckt. Ich
wäre schon sehr traurig gewesen, wenn wir das als Stadtrat nicht zuwege
gebracht hätten. Auch die Erweiterung des Gymnasiums war für mich eine der
wichtigen Entscheidungen, denn die Finanzierung war zu diesem Zeitpunkt noch
gar nicht so sicher.
Was wünschen Sie sich
für die Zukunft, wenn es um die Geschlechtergerechtigkeit der Zusammensetzung
der Kommunalparlamente geht?
Für
die Zukunft wünsche ich mir schon, dass ein paar Frauen mehr im Stadtrat
sitzen. Die Hälfte wäre schön aber sicher eine Illusion.
Abschließend
möchte ich sagen:
Wenn
ich ein Fazit über meine bisherige Zeit als Stadträtin ziehe, dann muss ich mir
eingestehen, ich hätte mich schon früher dafür interessieren sollen. Es ist
eine sehr interessante Arbeit und ich habe dadurch erst wirklich einen
Eindruck erhalten wie so eine Stadt "funktioniert". Und was mir an
unserem Stadtrat gefällt, es kann tatsächlich jeder seine Meinung
einbringen, im Mittelpunkt stehen unsere Bürger und jeder tut sein
Bestes dafür. Ich bitte unsere Coswiger Frauen um Mut, versuchen Sie es
und Sie werden merken, es ist interessant, es macht Spaß und man bekommt
für vieles einen anderen Blick.